Vermisste Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg entdeckt
Geplaatst: 06 okt 2011, 21:45
Bei Altkirch wurden eine unterirdische Stellung aus dem Ersten Weltkrieg und die Überreste von 21 vermissten Soldaten entdeckt. Gesucht hatte längst niemand mehr nach den Toten.
Erst bei Straßenbauarbeiten war man im Oktober 2010 auf Reste eines 125 Meter langen unterirdischen Stollens gestoßen. Deutsche Soldaten hatten ihn im ersten Weltkrieg gebaut und als Stellung genutzt. Am 18. März 1918 war der nahe Altkirch im Elsass gelegene "Kilianstollen" jedoch infolge französischen Granatenbeschusses eingestürzt und hatte 34 Soldaten unter sich begraben. Nach dem Krieg fand man auch den Stollen nicht mehr. Französische Archäologen haben das Gelände 93 Jahre später weitgehend freigelegt.
Zwar hatte man 1918 noch versucht, die Verschütteten zu bergen, gefunden wurden jedoch nur noch 13 Tote, die übrigen 21 blieben an der zwischen Altkirch und Dannemarie verlaufenden Front verschollen. Die seinerzeit evakuierte Zivilbevölkerung kam erst nach Kriegsende zurück und hatte anderes zu tun, als nach verschütteten Stellungen zu graben. Zwar waren viele Details des Kilianstollens bekannt, gefunden wurde das bis zu sechs Meter tief in der Erde gelegene Bollwerk aber nie mehr. Erst zum Bau eines Straßenstücks eingesetzte Bagger, stießen jetzt auf Überreste des aus Holzbalken gebauten Stollens. Nicht zuletzt aus Sorge vor Blindgängern und hier eventuell noch gelagerter Munition, wurden die Arbeiten unterbrochen.
Man zog den elsässischen archäologischen Dienst (PAIR) hinzu und sicherte die Fundstelle rund um die Uhr. Anhand noch vorhandener Pläne konnte sich das mit Unterbrechungen seit einem Jahr hier beschäftigte Archäologenteam gut orientieren. Noch sind die Grabungen nicht abgeschlossen, der leitende Archäologe Michael Landolt ist sich jedoch sicher, dass jedes eventuell noch verbleibende Geheimnis gelüftet und vor Ort nichts mehr übersehen wird. Die sterblichen Überreste der Toten werden in jedem Fall geborgen. Da die Namen der verschütteten Soldaten bekannt sind, können sie aufgrund von ihnen zuzuordnender persönlicher Gegenstände aller Wahrscheinlichkeit nach auch identifiziert werden.
In minutiöser Kleinarbeit konnten die Archäologen inzwischen offenbar auch die Umstände rekonstruieren, die den Stollen zum Soldatengrab werden ließen. Das Tagesgeschehen des 18. März 1918 haben Beschreibungen Überlebender in der Regimentsgeschichte festgehalten. Danach hatten die aus ganz Deutschland kommenden Soldaten der 6. Kompanie des Reserve-Infanterie-Regiments 94 am Morgen ein sogenanntes "Gelbkreuzschießen" auf die ihnen gegenüber liegenden französischen Stellungen geführt, eine Bezeichnung, hinter der sich ein Senfgasangriff verbirgt. Im Gegenzug erfolgte einige Stunden später ein Granatenbombardement, vor dem die deutschen Soldaten in den Stollen flüchteten.
Die bis zu sechs Metern tief unter der Erde eingegrabene Anlage, die theoretisch 500 Soldaten hätte aufnehmen können und über 16 Zugänge, Öfen, sanitäre Einrichtungen, elektrisches Licht und sogar einen Telegrafen verfügte, galt als einsturzsicher. Offenbar muss jedoch, so denkt heute der leitende Archäologe Michael Landolt, auch ein Geschoss innerhalb des Stollens explodiert sein, eine Kraft, der das System nicht standhielt und in seinem am wenigsten tief gelegenen Teil die 34 Soldaten unter sich begrub. Belegen lässt sich diese These anhand von Knochenfunden und stellenweise weit verstreuten Balken und Gerätschaften. Vermutlich noch bis Ende Oktober wird es jetzt dauern, bis auch der letzte der Toten ausgegraben ist.
Der Volksbund deutscher Kriegsgräberfürsorge wird dann für eine Bestattung in einem Soldaten- oder Familiengrab Sorge tragen, je nachdem, was die Familien der Toten wünschen. Auch das deutsche Denkmalamt hat eine Einladung erhalten, die Ausgrabungen zu besichtigen. Sehr beeindruckt von der Arbeit der französischen Kollegen zeigte sich Bertram Jenisch, Referent für archäologische Denkmalpflege beim Freiburger Regierungspräsidium: "So etwas haben wir bei uns noch nicht gemacht." Die Einladung von französischer Seite gerade an einen solchen Ort sieht er aber auch als Symbol und Lehrstunde in deutsch-französischer Geschichte. An eine finanzielle Beteiligung sei von deutscher Seite seines Wissens dagegen nicht gedacht. Auch eine Gedenkstätte ist nicht geplant, möglicherweise wird jedoch eine zwischenzeitlich abgenommene Gedenktafel mit den Namen der Verschollenen wieder an die Geschichte erinnern.
Erst bei Straßenbauarbeiten war man im Oktober 2010 auf Reste eines 125 Meter langen unterirdischen Stollens gestoßen. Deutsche Soldaten hatten ihn im ersten Weltkrieg gebaut und als Stellung genutzt. Am 18. März 1918 war der nahe Altkirch im Elsass gelegene "Kilianstollen" jedoch infolge französischen Granatenbeschusses eingestürzt und hatte 34 Soldaten unter sich begraben. Nach dem Krieg fand man auch den Stollen nicht mehr. Französische Archäologen haben das Gelände 93 Jahre später weitgehend freigelegt.
Zwar hatte man 1918 noch versucht, die Verschütteten zu bergen, gefunden wurden jedoch nur noch 13 Tote, die übrigen 21 blieben an der zwischen Altkirch und Dannemarie verlaufenden Front verschollen. Die seinerzeit evakuierte Zivilbevölkerung kam erst nach Kriegsende zurück und hatte anderes zu tun, als nach verschütteten Stellungen zu graben. Zwar waren viele Details des Kilianstollens bekannt, gefunden wurde das bis zu sechs Meter tief in der Erde gelegene Bollwerk aber nie mehr. Erst zum Bau eines Straßenstücks eingesetzte Bagger, stießen jetzt auf Überreste des aus Holzbalken gebauten Stollens. Nicht zuletzt aus Sorge vor Blindgängern und hier eventuell noch gelagerter Munition, wurden die Arbeiten unterbrochen.
Man zog den elsässischen archäologischen Dienst (PAIR) hinzu und sicherte die Fundstelle rund um die Uhr. Anhand noch vorhandener Pläne konnte sich das mit Unterbrechungen seit einem Jahr hier beschäftigte Archäologenteam gut orientieren. Noch sind die Grabungen nicht abgeschlossen, der leitende Archäologe Michael Landolt ist sich jedoch sicher, dass jedes eventuell noch verbleibende Geheimnis gelüftet und vor Ort nichts mehr übersehen wird. Die sterblichen Überreste der Toten werden in jedem Fall geborgen. Da die Namen der verschütteten Soldaten bekannt sind, können sie aufgrund von ihnen zuzuordnender persönlicher Gegenstände aller Wahrscheinlichkeit nach auch identifiziert werden.
In minutiöser Kleinarbeit konnten die Archäologen inzwischen offenbar auch die Umstände rekonstruieren, die den Stollen zum Soldatengrab werden ließen. Das Tagesgeschehen des 18. März 1918 haben Beschreibungen Überlebender in der Regimentsgeschichte festgehalten. Danach hatten die aus ganz Deutschland kommenden Soldaten der 6. Kompanie des Reserve-Infanterie-Regiments 94 am Morgen ein sogenanntes "Gelbkreuzschießen" auf die ihnen gegenüber liegenden französischen Stellungen geführt, eine Bezeichnung, hinter der sich ein Senfgasangriff verbirgt. Im Gegenzug erfolgte einige Stunden später ein Granatenbombardement, vor dem die deutschen Soldaten in den Stollen flüchteten.
Die bis zu sechs Metern tief unter der Erde eingegrabene Anlage, die theoretisch 500 Soldaten hätte aufnehmen können und über 16 Zugänge, Öfen, sanitäre Einrichtungen, elektrisches Licht und sogar einen Telegrafen verfügte, galt als einsturzsicher. Offenbar muss jedoch, so denkt heute der leitende Archäologe Michael Landolt, auch ein Geschoss innerhalb des Stollens explodiert sein, eine Kraft, der das System nicht standhielt und in seinem am wenigsten tief gelegenen Teil die 34 Soldaten unter sich begrub. Belegen lässt sich diese These anhand von Knochenfunden und stellenweise weit verstreuten Balken und Gerätschaften. Vermutlich noch bis Ende Oktober wird es jetzt dauern, bis auch der letzte der Toten ausgegraben ist.
Der Volksbund deutscher Kriegsgräberfürsorge wird dann für eine Bestattung in einem Soldaten- oder Familiengrab Sorge tragen, je nachdem, was die Familien der Toten wünschen. Auch das deutsche Denkmalamt hat eine Einladung erhalten, die Ausgrabungen zu besichtigen. Sehr beeindruckt von der Arbeit der französischen Kollegen zeigte sich Bertram Jenisch, Referent für archäologische Denkmalpflege beim Freiburger Regierungspräsidium: "So etwas haben wir bei uns noch nicht gemacht." Die Einladung von französischer Seite gerade an einen solchen Ort sieht er aber auch als Symbol und Lehrstunde in deutsch-französischer Geschichte. An eine finanzielle Beteiligung sei von deutscher Seite seines Wissens dagegen nicht gedacht. Auch eine Gedenkstätte ist nicht geplant, möglicherweise wird jedoch eine zwischenzeitlich abgenommene Gedenktafel mit den Namen der Verschollenen wieder an die Geschichte erinnern.